KRITIKEN: BOHNSTANG UND DICKBAUCH

Lehrreich, ohne aufdringlich zu sein

Das Kinderstück „Bohnstang und Dickbauch“ beim TheaterRootslöffel in Gostenhof

Premiere im Kindertheater „Rootslöffel“: Mit dem Stück „Bohnstang und Dickbauch“

Erzählt das Team um Alex Teubner von zwei ungleichen Nachbarn, die Freunde werden.

Dickbauch ist rund, klein und gemütlich, aber auch ein Eigenbrötler. Julia Pappenberger spielt die Figur mit den Punkten auf dem ausgestopften Kostüm zunächst ein wenig grantig. Sie will ihre Ruhe und ist deshalb gar nicht erfreut, als eine merkwürdige Gestalt in die Höhle neben ihrer einzieht.

Dieser Bohnstang passt aber auch so gar nicht dazu. Er ist lang, dünn und ein wenig steif, also genau das Gegenteil. Aber er will bleiben. Katrin Seidel stellt ihn auf hohen Schuhen und etwas unsicher, aber doch entschlossen dar. Dickbauch regt sich über alles auf: über die Musik, die der neue Nachbar auf einem Xylophon spielt, über das unbekannte Essen, das Bohnstang ihm anbietet, sogar über seine Hilfsbereitschaft. Man muss irgendwie an einen Norddeutschen denken, den es nach Bayern verschlägt. Die Situation ist aber auch allgemeingültig: Bohnstang könnte ein Flüchtling, ein neues Kindergartenkind oder ein Weltenbummler sein. Autor und Regisseur Alex Teubner lässt es absichtlich offen.

Dickbauchs Genörgel kommt einem allzu bekannt vor. Er ist nicht bereit, dem Neuankömmling zu erklären, was ein Ball ist, als Bohnstang nach dem unbekannten Spielzeug fragt. Dickbauch freut sich nicht einmal, als der große Bohnstang ihm den Apfel vom Baum pflückt, den er schon lange haben wollte, an den er aber nicht herankam. Doch dann zieht ein großer Sturm auf, und bald erkennen die beiden ungleichen Wesen die Vorteile des freundschaftlichen Zusammenlebens.

Die neue Rootslöffel-Produktion ist herzerwärmend und lehrreich, ohne aufdringlich zu sein. Alex Teubner findet überzeugende, kräftige Bilder für seine Botschaft, etwa, als beide die Eingänge ihrer Höhlen, die zunächst nur für die jeweilige Figur passen, so ausbauen, dass sie hoch und breit zugleich sind, um einander besuchen zu können. Ein Stück, das unbedingt auf Tour gehen sollte.

Nürnberger Nachrichten am 3.10.2018 Claudia Schuller